Seite wählen

Habt ihr schon einmal jemanden hinters Licht geführt, um euch einen Vorteil zu erschleichen? Das ist mittlerweile so normal in unserer Gesellschaft geworden, dass fast jeder wahrscheinlich auf diese Frage mit Ja antworten würde. Auch in der Bibel wird immer mal mit List gearbeitet. Jakob beispielsweise erschlich sich den Segen des Vaters Isaak mit der List Rebekkas. Sein Name bedeutet auch übersetzt „Der Listige“, weshalb Gott später entschied, dass er ihn in Israel umbenennen lässt. Er legte damit auch die Grundlage für den Namen des gesamten Volkes. Auch die Israeliten wurden einmal Opfer einer List. Die Gibeoniter wollten sich den Frieden mit List erschleichen. Damit unterschieden sie sich von den anderen Völkern um sie herum. In Josua 9,1-2 lesen wir, dass eine große Anzahl von Völkern gegen Israel in den Krieg zog. Interessant ist hier das Wort „einmütig“. Im Grundtext steht: Sie waren über den Plan „eines Mundes“, also der gleichen Meinung. Um die Eindringlinge Israel, denen Gott das Land Kanaan versprochen hatte, loszuwerden wollten sie den Plan Gottes mit Krieg vereiteln. Damit kämpften die Völker genau genommen nicht direkt nur gegen das Volk Israel sondern auch gegen Gott. Dabei lässt sich eine interessante Parallele auf die heutige Zeit ziehen. Viele Leute, die keinen Frieden mit Gott schließen wollen kämpfen gegen ihn. Dabei bekämpfen sie vielfach auch die Christen. Wir können etwas derartiges gerade in den Medien beobachten, wo der christliche Glaube immer mehr der Lächerlichkeit preisgegeben wird. In anderen Ländern sehen wir es dadurch, dass Christen direkt verfolgt werden. Die Gibeoniter, sie werden im Bibeltext auch Hiwiter oder Hewiter genannt, handeln anders. Sie wollen einen Bund des Friedens mit dem Volk Israel schließen.

Perfekt inszeniert: Die Lüge der Gibeoniter

In Josua 9,3-15 lesen wir, dass die Lüge der Gibeoniter gut vorbereitet war. Sie nahmen sich abgenutzte Kleidung, abgenutzte Schuhe, abgenutzte Weinschläuche und altes Brot mit. Interessant ist, dass das Wort „abgenutzt“ sehr oft wiederholt wird und bei fast allen Gegenständen vorkommt, die von den Gibeonitern mitgenommen wurden. Optisch wollten sie, so steht es im Text, den Eindruck vermitteln, dass sie gar nicht aus Kanaan, sondern von sehr weit her kamen. Sie gingen so zu den Ältesten der Israeliten und zu Josua (siehe Vers 6). Dabei sagten Sie: „Aus einem fernen Land kommen wir. Nun denn, schließt mit uns einen Bund.“ Die Israeliten zögerten über diese Offerte einen Bund mit den Gibeonitern zu schließen. Sie wussten zwar nicht wer sie waren, aber sie vermuteten, dass sie aus ihrer Mitte, als aus Kanaan kommen könnten. Jetzt sprachen die Gibeoniter direkt Josua an in der Hoffnung, er würde anders reagieren. Sie sagten zu ihm: „Deine Knechte sind wir!“ Das heißt sie waren augenscheinlich bereit nicht nur einen Bund mit den Israeliten zu schließen, sondern auch gleichzeitig sich ihnen zu unterwerfen. Josua fragt daraufhin wer sie sind und wo sie her kommen. Die Gibeoniter verstärkten ihre erste Lüge über ihre Herkunft hier sogar noch. Jetzt kamen sie sogar aus einem „sehr fernen“ Land.(Vers 9) Gleichzeitig erwähnten sie, was sie bereits vom Volk Israel gehört hätten. Sie erzählten, dass sie von Gottes Befreiung der Israeliten aus Ägypten gehört hätten und dem, was Gott an dem König Sihon von Heschbon und an Og, dem König von Baschan getan hat. Sie wählten ihre Beispiele bewusst: Alle diese Ereignisse stammten von jenseits des Jordans. Damit wollten sie untermauern, dass sie von weit her kämen. Die neusten Ereignisse die ihnen, wie sich später zeigt, eigentlich Angst machten, erwähnten sie nicht. Die Überredung der Männer, sowie auch das äußere Aussehen überzeugte die Israeliten offenbar, wie sich in Vers 14 und 15 zeigt: „Da nahmen die Männer von ihrer Wegzehrung. Den Mund des HERRN aber befragten sie nicht. 15 Und Josua machte Frieden mit ihnen und schloss mit ihnen einen Bund, sie am Leben zu lassen; und die Fürsten der Gemeinde schworen ihnen.“ Wo hier in dem Text „nahmen“ im Zusammenhang mit der Wegzehrung stand ist im Grundtext eigentlich soviel gemeint wie „sie begutachteten“. Das heißt sie schauten sich an, was die Männer mitgebracht haben. Und das überzeugte sie letztlich, sodass sie Gott nicht fragten und einen Bund mit den Gibeonitern schlossen. Diese kehrten wieder heim in ihre Stadt mit dem Gefühl der Sicherheit, dass sie überleben würden und Israel sie nicht mehr angreifen könne, weil sie einen Bund geschlossen haben.

Wir Christen sind manchmal auch Gibeoniter

Sind wir Christen nicht manchmal auch so? Wir schließen uns einer Gemeinde an und versprechen Gott: „Ich bin dein Knecht, ich will dir dienen“, aber in Wirklichkeit ist es nur eine List um irgendwie Frieden mit ihm zu haben beziehungsweise unter denen zu sein, die das ewige Leben bekommen? Ja, viele Christen sind sich heute sicher, dass ihnen ihre Mitgliedschaft in einer Gemeinde ein Ticket in den Himmel verschafft. Sie lassen sich taufen und gehören irgendwie dazu, aber weder ihr Leben ändert sich noch dienen sie Gott. Ich muss zugeben: Mir geht es manchmal auch so, dass ich Zeiten habe, in denen das Leben mit Jesus für mich so eine Art Sicherheit ist. Hauptsache dazu gehören, das ewige Leben mitnehmen, aber Gott in meinem Leben Dinge verändern lassen oder gar ihm dienen, das kommt mir nicht in die Tüte. Die Gibeoniter gehen wieder nach Hause, in ihrem Alltag, in ihr Leben, zu ihren normalen Göttern. Eine Veränderung des Lebens? Nicht vorhanden. Im Übrigen würde ich sagen, dass dies ein Kernproblem der Christenheit heute ist. Viele Menschen gehen am Sabbat in den Gottesdienst und denken, dass sie ihrer Pflicht genüge getan haben ohne zu merken, dass Gott mit uns einen Plan hat. Sie gehen wieder nach Hause und spielt Christus keine Rolle. Die Bibel verstaubt im Regal, wird nicht gelesen und auch das Gebet muss die Woche über Ruhen. Versteht es nicht falsch, ich will niemanden von euch anklagen. Vielmehr ist der Text ein Fingerzeig Gottes: Solcher Friede hat mit Gott ist ein trügerischer, ja tatsächlich eigentlich gar kein Friede. Jesus sagt in Matthäus 6,24: „Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Der Besitz, hier Mammon genannt, ist nur ein Beispiel dafür, was uns abhält, Gott von ganzem Herzen zu lieben und ihm zu dienen. Elia fragt in 1. Könige 18,21 das Volk Israel: „Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Wenn der HERR der wahre Gott ist, dann folgt ihm nach; wenn aber der Baal, dann folgt ihm nach!“ Genau diese Entscheidung steht heute vor uns allen. Die Gibeoniter haben versucht eine Zwischenlösung zu finden. Auf der einen Seite: Ja wir wollen Frieden mit Gottes Volk, damit Gott sein Gericht nicht an uns vollführt, auf der anderen Seite wollen wir aber weiterhin unserem Leben nachgehen und uns nicht verändern. Für den Christen ist das ein Trugschluss. Gottes Einladung anzunehmen bedeutet auch, dass wir uns von ihm verändern lassen. Das heißt dass er uns dazu führen darf, dass wir nach seinen Geboten leben und seinen Willen tun. Das ist wahre Bekehrung des Herzens.

„Mach mit uns, was du willst“

Der Friede ist nicht von langer Dauer. Tatsächlich wird in Vers 16 berichtet, dass die Israeliten nach drei Tagen herausfanden, dass die Gibeoniter von ganz aus der Nähe kamen. Normalerweise hatten die Hiwiter eigentlich den Tod verdient. Doch die Israeliten hielten sich an ihren Bund: Sie töteten sie nicht. Dennoch: Sie müssen sich dem Stellen, was sie falsch gemacht haben In Vers 21 fragt Josua, warum sie das Volk getäuscht haben und behauptet haben, sie kämen von sehr weit her. Er fordert von ihnen ein Bekenntnis, was in Vers 24 dann auch folgt. Sie rücken mit der Wahrheit raus. Die Folgen von ihrem Vergehen müssen sie dennoch tragen: Sie bekommen eine der niedrigsten Positionen im Tempel (damals noch der Stiftshütte). Sie werden zu Wasserschöpfern und Holzhauern. Von ihnen wird gefordert, dass sie dem Gott Israels auf diese Weise dienen. Letztlich bieten sie Josua an: „Und nun siehe, wir sind in deiner Hand. Wie es gut und wie es recht ist in deinen Augen, uns zu tun, so mach es mit uns!“ (Vers 25) Was vorher eine Bekehrung war, die eigentlich nur oberflächlich zu sehen war und nicht wirklich von Herzen geschah, geschieht jetzt als eine echte Bekehrung. Die Männer sind bereit die niedrigste Position im Tempel einzunehmen und gleichzeitig würden sie wahrscheinlich sogar eine noch härtere Strafe in Kauf nehmen. Das Volk Israel hätte am liebsten kurzen Prozess mit ihnen gemacht. Doch Josua handelt anders. Er tat, wie es in seinen Augen recht war: „und rettete sie aus der Hand der Söhne Israel; und sie brachten sie nicht um.“ (Vers 26). Josua handelt hier so wie Jesus handeln würde. Statt dass sie für ihre Schuld den Tod in Kauf nehmen müssen, schenkt Josua ihnen das Leben. Er rettet sie, so steht es eigentlich da.

Wir sind in Gottes Hand

Vielleicht geht es dir so wie mir. Als ich getauft wurde war bei mir von christlichem Lebenswandel noch nicht viel zu sehen. Ich hatte eine tolle Bekehrungsgeschichte, aber so ein richtig veränderter Christ bei dem Gott an erster Stelle im Leben steht war ich nicht. Ich las auch nicht regelmäßig in Gottes Wort oder interessierte mich großartig dafür. Solch ein Christ sein ist auf Dauer nicht möglich. So wie die Gibeoniter nach ein paar Tagen, nach denen sie Frieden mit dem Volk Israel auf Basis einer Lüge nicht schließen konnten, so können auch wir, wenn wir unbekehrt sind keinen wirklichen Frieden mit Gott haben. Aber Gott möchte uns seinen Frieden schenken. Deswegen ruft er uns zur Umkehr und lädt uns regelmäßig dazu ein, seine Kinder zu werden. Was für eine Bekehrung nötig ist kann anhand der Gibeoniter gut sehen werden: Eine Abkehr von den eigenen Göttern und eine Umkehr zu Gott. Dafür nahmen sie die niedrigste Position im Tempel Gottes ein. Eine zweite Sache die wichtig und entscheidend ist: Demut. Das zeigt sich vor allem an der Aussage: „Wie es gut und wie es recht in deinen Augen ist, uns zu tun, so mach es mit uns!“ (Vers 25) Mit anderen Worten: Es muss eine komplette Lebensübergabe erfolgen. Die Gibeoniter legten in dem Moment, in dem sie diese Aussage machten ihr Leben in die Hand Josuas. Exakt genau so ist es für uns nötig wenn wir Frieden mit Gott haben wollen, dass wir uns komplett in seine Hände legen. Ja eigentlich hätten wir nach den Anklagen dem Gesetz den Tod verdient, genau so wie die Gibeoniter, aber Gott ist gnädig und rettet uns vor den Anklagenden. Er vergibt uns unsere Schuld und macht Frieden mit uns durch seinen Sohn Jesus Christus. Wie sieht es mit dir aus? Hast du Frieden mit Gott? Hast du dich schon ganz in Gottes Hände gelegt und gesagt „mach mit mir, wie es dir gefällt“? Wärst du bereit dich von deinen Göttern abzukehren und die niedrigste Position im Tempel (seiner Gemeinde) einzunehmen? Ich möchte dich dazu einladen. Gottes Angebot, dass wir mit ihm Frieden machen dürfen gilt auch dir heute. Deswegen wage einen Neustart. Keine Bekehrung die toll aussieht, sondern die den einfachen Satz enthält „Herr hier bin ich. Ich habe viele Fehler gemacht in meinem Leben. Ich bitte dich darum, dass du mich annimmst. Ich bin bereit von dir verändert zu werden und selbst die geringste Position in deiner Gemeinde einzunehmen.“ Gottes Segen wünsche ich dir dazu!

Bildquelle: Ute Kämmerling / Churchphoto.de