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Immer wieder, wenn wir ein großes Unglück passiert gibt es über Twitter und Facebook „Pray for“-Bilder oder Hashtags. Damit verbunden ist oftmals der Wunsch, dass für ein bestimmtes Anliegen gebetet wird. In den wenigsten Fällen wird das natürlich in die Tat umgesetzt, aber offensichtlich scheint Gott an dieser Stelle immer noch gefragt zu sein. Beten ist wichtig! Besonders in der heutigen Zeit ist es für viele noch ein wichtiger Anker, der durch die schweren Zeiten des Lebens und auch der Weltgeschichte tragen kann. In Lukas 18 erzählt Jesus ein Gleichnis. Gleich am Anfang dieses Gleichnisses erklärt Jesus, was er mit diesem Gleichnis bewirken will: „Er sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und nicht nachlassen sollte.“ (Lukas 18,1 – Luther 2017). Im Kontext betrachtet zeigt dieses Gleichnis zusätzlich noch den Grund, warum Jesus dazu aufruft, unbedingt am Gebet und dem Kontakt mit Gott dran zu bleiben. Gerade in der heutigen Zeit, wo viele Menschen Fragen, warum Gott diese Ungerechtigkeit zulässt, ist dieses Gleichnis eine Hilfe, denn es zeigt uns: Gott ist mit seinem Latein noch nicht am Ende. Im Gegenteil: Das Gleichnis endet mit dem Satz: „Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze“. Wie das alles im Zusammenhang aussieht, darum soll es in diesem Artikel gehen.

Der Kontext: Es geht um Endzeit

Das Gleichnis wird immer sehr gern einzeln gesehen. Interessant ist, dass das auch in der gängigen Literatur, wie zum Beispiel bei Bibelkommentaren der Fall ist. Für mich ist der Kontext etwas weiter gefasst. In Lukas 17,22 steht: „Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen.“ Damit beginnt er seine Rede über die Endzeit. Für mich liegt hier die Vermutung nahe, dass es sich bei den Tagen des Menschensohnes um seine Wiederkunft handelt. Schließlich wird die Wiederkunft in der Bibel oftmals als der „Tag des Herrn“ bezeichnet. Direkt nach diesem Ausspruch beginnt Jesus eine Rede über all die Dinge, die in den letzten Tagen, bevor das Reich Gottes für alle sichtbar anbricht, geschehen werden. Dabei verwendet er Synonyme, die von Juden verstanden werden konnten: „Die Tage Lots“ und „die Tage Noahs“, um direkt danach über die Entrückung bei seiner Wiederkunft zu reden. Und daran schließt er nahtlos das Gleichnis von der bittenden Witwe an. Für mich stellt sich die Frage: Warum dieser Kontext? Könnte es sein, dass es uns Christen in der Endzeit genau so gehen könnte wie ihr? Schließlich empfindet sie eine große Ungerechtigkeit und bittet den ungerechten Richter, ihr Recht zu verschaffen. Wenn ich dieses Gleichnis direkt im Anschluss an die kurze Endzeitrede lese, dann zwingt sich mir ein Zusammenhang auf, den ich gerade in der heutigen Zeit besonders spannend finden. Die Frage wird gestellt: Wann kommt Jesus endlich wieder? Wann macht er mit der Ungerechtigkeit am Ende? Oder ist unsere Hoffnung bereits am Ende?

So ist Gott…nicht!

In Lukas 18 könnt ihr das gesamte Gleichnis noch einmal nachlesen. Eine Witwe bittet einen Richter, der laut dem Bericht weder Gott noch Menschen fürchtet, für sie Recht zu schaffen. Die Witwe scheint ihn dabei immer wieder zu bitten, bis er letztlich nachgibt und ihr hilft. Der Grund des Richters ist ein eher selbstsüchtiger: Er will von der Frau nicht geschlagen werden. Jesus macht am Ende klar: Gott wird nicht lang hinterm Berg halten, sondern den Gläubigen „Recht schaffen in Kürze“ (Lukas 18,8). Die Elberfelder benutzt hier sogar den Begriff „ohne Verzug“. Das Wort im Grieschichen hat eine Reihe von ähnlichen Bedeutungen. Tachus kann „in Kürze“, „bald“, „unverzüglich“ und „eilig“ heißen. Jetzt könnte leicht die Vermutung aufkommen, dass Jesus hier lüge. Schließlich sind es bereits 2000 Jahre, seitdem Jesus zum Vater gegangen ist und dennoch spricht er hier von „bald“, „in Kürze“ oder „unverzüglich“. Doch das Wunderbare ist: Gott hilft. Die Formulierung kann hier sowohl bedeuten, dass die Hilfe schnell kommt, als auch dass sie schnell ausgeführt wird. Doch das göttliche Zeitmaß ist ein anderes als das Menschliche. Ich denke es ist gut bei diesem Text den Gedanken zu hinterlegen, dass Gott zur rechten Zeit Recht schaffen wird. Und das wird für uns, die wir glauben und gleichzeitig unter der Ungerechtigkeit der Welt leiden, sobald wir die Hilfe erfahren, ein kurzer Zeitraum sein.

Wenn du sehnsüchtig auf die Wiederkunft wartest…

…dann zeigt Jesus mit diesem Gleichnis vor allem eins auf: Hör nicht auf zu beten! Hör nicht auf mit Gott in Kontakt zu bleiben und ihm die Dinge zu klagen, die dich bedrücken. Gott hat ein offenes Ohr für deine Probleme und auch dein Leiden unter der Ungerechtigkeit in der Welt. Und ja: Wir ersehnen den Tag der Wiederkunft. Wir wünschen uns, dass Jesus Schluss macht mit der Ungerechtigkeit dieser Welt. Im 1. Thessalonicherbrief in Kapitel 5 findet sich genau diese Spannung. Jesu Kommen wird überraschend sein. Und auch Paulus ruft in dieser Situation in Vers 17 dazu auf: „Betet unablässig“ (Elberfelder Übersetzung). Falls du unter den Dingen, die in dieser Welt passieren, ebenfalls so leidest, nimm den Draht nach oben war. Hör nicht auf zu beten. Halte zu Gott Kontakt. Er wird „Recht schaffen in Kürze“ und wird dafür sorgen, dass mit Sünde, Leid und Tränen bald Schluss ist. Damit du an der Ungerechtigkeit nicht verzweifelst halte zu ihm Kontakt und vertrau auf ihn. Er ist der einzige Ausweg aus diesem ganzen Dilemma.

Jesu abschließende Frage: Glaubt noch jemand?

Zum Schluss stellt Jesus eine rhetorische Frage: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“ Anhand dieser Frage kann man sehen: Es werden wohl nicht viele dem Beispiel der Witwe folgen. Es wird wohl eher glaubensarm sein, wenn Jesus wieder kommt. Gerade deshalb ist es heute so wichtig einen täglichen Kontakt zu Gott zu halten, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, sondern auf ihn zu vertrauen und sein Kommen zu erwarten. Deshalb: Bleib dran und „bete ohne Unterlass“ (1. Thessalonicher 5,17 als Singular).