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In Matthäus 16,5-12 lesen wir: „Und als die Jünger ans andre Ufer gekommen waren, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das wird’s sein, dass wir kein Brot mitgenommen haben. Als das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, was bekümmert ihr euch doch, dass ihr kein Brot habt? Versteht ihr noch nicht? Denkt ihr nicht an die fünf Brote für die fünftausend und wie viel Körbe voll ihr da aufgesammelt habt? Auch nicht an die sieben Brote für die viertausend und wie viel Körbe voll ihr da aufgesammelt habt? Wieso versteht ihr denn nicht, dass ich nicht vom Brot zu euch geredet habe? Hütet euch vielmehr vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.“ Jesus geht hier mit zwei Gruppen der Juden sehr stark in das Gericht. Die Pharisäer und Sadduzäer treten an verschiedenen Stellen des Wirkens Jesu in das Rampenlicht – werden dabei aber meistens kritisiert. Das hat seinen Grund: Beide lebten einen nicht so vorbildlichen Glauben. Auch heute noch gibt es die Lehre der Pharisäer und Sadduzäer – viel hat sich seit Jesu Zeit nicht geändert.

Pharisäer: Wenn Gesetzlichkeit Alles ist

Die Pharisäer als Gruppe treten bei Jesus im Wesentlichen als die Gesetzeslehrer auf. Sie waren damals die am meisten anerkannte Gruppe und das trotz ihrer relativ geringen Größe. Sie waren es, die das Gesetz Gottes, damit das mosaische Gesetz, hochhielten und sich darauf beriefen. Das Problem war: Im jüdischen Volk hatte sich zur damaligen Zeit eine Tendenz herausgebildet, die nicht ungefährlich war. Im Wesentlichen dafür verantwortlich war etwas, was 600 Jahre zuvor passiert ist. Weil das Volk Israel nicht auf Gott hörte kamen sie ins Exil nach Babylon. Es war eine Strafe dafür, dass sie sich von Gott abwandten und ihren eigenen Wegen nachgingen. Damals bildete sich das Volk der Juden heran. Sie besannen sich zurück auf das was Gott ihnen im mosaischen Gesetz und durch die Propheten mitgegeben hatten. Um einen solchen Fehltritt in Zukunft wieder zu vermeiden schafften sich die Juden zusätzliche Gesetze. Die Pharisäer waren zur Zeit Jesu diejenigen, die über diese Gesetzeswerke die sich herausbildeten wachten und aufpassten, dass sich jeder daran hielt. Ein wesentliches Merkmal hatten sie bei dem Gesetz jedoch übersehen: Die Liebe Gottes und die Liebe Jesu. Sie hatten aus dem Gesetz eine große Last für das Volk gemacht. Jesus spricht in Matthäus 23 davon wie genau es die Pharisäer doch nehmen, wenn es um das Halten der Gebote bei anderen geht, jedoch diesem Modell selbst nicht folgen. Ihre Lehre und ihre Taten gingen weit auseinander und die Liebe zu Gott und die Nächstenliebe begruben sie unter ihrem Berg von Lehren. Jesus selbst sagt in Matthäus 23,3: “ Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht.“ Damit deutet er an: Ihre Gesetzauslegung aus dem Gesetz Moses scheint nicht falsch zu sein, jedoch sollte das Gesetz keine Bürde sein und vor allem nicht zur Unterdrückung des Volks genutzt werden. Auch ihre Prophetieauslegung, wie man in Matthäus 22, 41-46 sieht, scheint zu stimmen. Jedoch hüteten sich die Pharisäer davor ihre machtvolle Position frei zu machen um Jesus die Ehre zu geben. Stattdessen kritisieren sie ihn nach allen Ecken und Enden, obwohl er das Gesetz des Mose, wie man in der Bergpredigt sehen kann, nicht ent- sondern sogar noch verschärfte und den Geist des Gesetzes zeigte. Für die Pharisäer war Jesus zu liberalen. Für die Pharisäer war das Gesetz der Weg zur Seligkeit und sie rühmten sich selbst dafür, wie toll sie doch das Gesetz auslegten und was daraus hervorbrach. Dabei haben sie vermutlich die vielen Aussagen im Alten Testament überlesen, die auf Gottes Gnade hinwiesen. Ich denke da zum Beispiel an Hesekiel 36,26-27 oder auch an die Voraussagen im Bezug auf Jesus, die sich in Jesaja 53,3-4 sowie Jesaja 9 finden. Im Neuen Testament, gut das konnten die Pharisäer noch nicht wissen, findet sich der Hinweis darauf besonders an Stellen wie Epheser 2,8-9 oder auch Römer 5,1. Das sind nur einige wenige Beispiele. Wenn Jesus vor der Lehre der Pharisäer warnt, so müssen wir uns fragen, was er damit meint. Ich denke er meint damit den Gesetzesglauben und dieser ist auch heute durchaus noch präsent. Ebenso ist es ein großes Problem die Traditionen über Gott und Christus zu stellen. Die Pharisäer legten das Gesetz richtig aus! Das zeigt Matthäus 23,2. Jesus sprach darin, dass wir ihre Auslegung hören und tun sollen. Sie sitzen, so steht es in dem Vers, auf dem Stuhl des Mose und haben somit die Autorität, das Gesetz zu lehren. Jedoch warnt er vor ihrer Art das zu Leben, was sie lehren. Ihr ganzes Leben bestand offenbar daraus den Buchstaben des Gesetzes zu erfüllen, aber über den Geist des Gesetzes hinweg zu leben. Auch heute gibt es noch viele Menschen, die in dieser Art lehren. Dabei wird das Gesetz sehr stark betont und zu einer Bürde für die, die es hören. Der Geist des Gesetzes, nämlich die Liebe zu Gott und zum Nächsten wird kaum betont. Es geht darum Regeln aufzustellen, um vor den Menschen und Gott etwas darzustellen. Doch wir wissen selbst alle: Wir sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollen und werden gerecht durch Jesus Christus (frei nach Römer 3,23-24).

Die Sadduzäer: Auf dem Weg der historisch-kristischen Lehre

Die Sadduzäer von denen in diesem Text die Rede ist und vor deren Lehre Jesus warnt sind eine Gruppe von Juden, die alles Übernatürliche ablehnten. Für sie war es entsprechend schwierig, dass Jesus auf einmal Wunder tat und sie sich vor ihrer Gruppe erklären mussten. Kurz zuvor in Matthäus 16,1-4 fordern beide Gruppen, sowohl die Pharisäer als auch die Sadduzäer, ein Wunder von ihm. Er gibt ihnen keines, weil sie lediglich einen Grund suchten, Jesus irgendwie wegen irgendwas überführen zu können. Zudem ist es nicht unbedingt gut seinen Glauben auf Wundern allein basieren zu lassen. Jesus selbst gab ihnen deshalb kein Wunder, weil sie Böses im Herzen hatten. Es würde ihnen nur das Zeichen Jonas gegeben – damit meinte er seine eigene Kreuzigung und die Auferstehung. Die Sadduzäer lehnten also die Wunder ab. Sie glaubten ebenfalls nicht daran, dass ein großer Messias sie befreien würde und ebenso lehnten sie die Auferstehung ab. Wenn wir uns heute einmal die theologische Landschaft anschauen, so finden wir viele Sadduzäer in der theologischen Welt. Besonders im Bereich der Bibelkritik und historisch-kritischen Lehre. Diese Lehre versucht die Bibel ohne den Einfluss Gottes zu lesen und versucht eben dadurch herauszufinden, was angeblich wirklich passiert ist. Ebenso gibt es heute viele Christen, die die Schöpfung ablehnen und stattdessen eine theistische Evolution oder gar ganz die Evolution lehren. Weiterhin gibt es Dinge wie die Jungfrauengeburt, die Wiederkunft und andere Stellen aus der Bibel, die entweder nur in einer verdrehten Variante ohne Wunder oder gar gänzlich abgelehnt werden. In Apostelgeschichte 4 lesen wir, dass die Pharisäer sogar versuchten, ein Wunder das Jesu Nachfolger Petrus und Johannes taten, sogar verheimlichen wollten. Ähnlich versuchen solcher Art geprägte Theologen auch heutige Wunder oder auch die Wunder Jesu erklärbar zu machen oder ihnen das Wunderhafte zu nehmen. So funktionieren auch viele Dokumentationen in der Bibel, die versuchen alles, was die Bibel sagt in Frage zu stellen. Jesus warnt vor dieser Lehre. Sie führt ebenso zu einem falschen Gottesbild, wie das mit dem pharisäischen Modell der Lehre ist.

Lehre die alles durchdringt!

Wenn Jesus in Matthäus 16,6 sagt, wir sollen uns vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer hüten dann meint er damit verschiedene Dinge. In Matthäus 13,33 sagt Jesus, was einen Sauerteig ausmacht: Er durchdringt den ganzen Teig. Alles ist komplett durchsäuert, wenn er einmal unter den Teig gemischt wird. Beim Gleichnis vom Himmelreich und dem Sauerteig hat das Ganze einen positiven Effekt: Das Himmelreich nimmt im eigenen Leben zu. Bei dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer hat das einen negativen Effekt. Es durchdringt das ganze Verständnis der Bibel und des Glaubens. Während pharisäische Christen wahrscheinlich am laufenden Band Gebetsformeln durchrattern und bei jedem Gesetzchen genau darauf achten jeden Strich zu halten, so werden sadduzäische Christen die Bibel und den Glauben generell immer mehr in Frage stellen, bis von der Bibel nur noch die Buchdeckel übrig bleiben. An beiden Mustern erkennt man: Beide Gruppen, sowohl die Pharisäer, als auch die Sadduzäer, gibt es in der heutigen Christenheit. Und beide Strömungen sind gefährlich. Jesus warnt, wenn er vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer warnt davor, diese Lehre anzunehmen und vielleicht sogar ein Stück davor, sich zu viel damit zu beschäftigen, weil sie alles, das Denken und Handeln durchdringt. In der Schule hatten wir viele historisch-kritische Elemente im Religionsunterricht und ich kann nur bestätigen, dass die Gedanken immer mal wieder zum Vorschein kommen. Ich akzeptiere sie aber nicht. Bei der Bibel dürfen wir getrost Gott vertrauen. Jesus fordert dazu auf, die Erlösung und die Lehren der Bibel anzunehmen wie ein Kind. Das führt dazu, dass wir einen wahren und guten Glauben entwickeln, der zu dem führt was wir uns wünschen: Den Frieden und die Erlösung, die Christus uns verheißt.